das wunder von birnbeck island

Ich hatte von einer Insel gehört, einer Insel, die sich erst vor Kurzem steil und funkelnd aus dem Meer erhoben haben soll. Eine Insel, wie es keine zweite gibt, nicht in England und auchnirgends sonst. Meine Neugier war geweckt. Ich mußte dieses Eiland mit meinen eigenen Augen sehen, und so bestieg ich den nächsten Zug westwärts an die tiefe Meeresbucht des Bristolkanals. Die Stadt, in deren kleinem Provinz- bahnhof ich schon früh am Morgen ankam, hatte ich noch nie vorher besucht. Es war ein einfaches kleines Seebad, von dem man eigentlich keine Wunder erwarten durfte. Um so gespannter strebte ich dem Meer entgegen. Zunächst verhüllte jedoch dichter Nebel die Szenerie. Einzelne stille Touristengruppen knabberten an ihrer Tüte Fish and Chips,und das glatte Meer hatte sich weit vom Ufer zurückgezogen, als plötzlich ein Sonnenstrahl durch die Wolken brach und draußen auf dem Watt, ganz oben vor dem äußersten Zipfel der Stadt, von einem mächtigen Kristall reflektiert wurde. Ich war wie gebannt, das mußte die Insel sein, von der man sich in London staunend erzählte, und derentwegen ich die Reise in diesen abgelegenen Winkel Somersets unternommen hatte. Erwartungsvoll bestieg ich den nächsten Bus, und in wenigen Minuten stand ich staunend am Eingang zu einer anderen Welt.Vom Festland aus führte eine offensichtlich sehr alte, lange Eisen- brücke hinaus zu einem massiven riffartigen Sockelgebilde, das, Kristallen gleich, hoch aufragende gläserne Türme in gebrochenen Formen trug. Der Nebel hatte sich inzwischen völlig aufgelöst und das Licht der Sonne spielte und blitzte in der dünnen gläsernen Haut der schlank aufragenden Häuser. Als ich zögernd über die Holzbohlen der Brücke näher trat, kreiste plötzlich ein weißer,exotisch anmutender Vogel über meinem Kopf, und Sie werden sich meine überraschung kaum ausmalen, als ich erkannte, daß es ein Kakadu war, der jetzt mit lautem Geflatterwieder der Insel zu strebte. Als ich die beiden alten Torgebäude durchschritt, wurde mir vollends klar, wo das erstaunliche Tier herkam.Vor mir öffnete sich nun das grüne Herz der Insel, das ich bereits vom Pier aus erahnt hatte: ein urwaldartiger Garten, in dem völlig unerwartet subtropische Pflanzen wie Bananenstauden, Kamelien, Eukalyptusbäume,verschiedenste Palmen, Araukarien, Baumfarne, Granat- äpfel, Bambus, und viele andere mehr wild durcheinander wuchsen. Als ich durch die verschlungenen Pfade auf eine winzige Lichtung im Inneren dieses phantastischen Gartens trat, war ich umgeben von fremdartigem Vogelgeschrei und in einem Baumwipfel glaubte ich sogar den Schwanz eines äffchens baumeln zu sehen. Vor mir erhob sich unvermittelt ein altes Gebäude im englischen Kolonialstil, das die Vegetation fast vereinnahmt hatte, und das, wie sich herausstellte,seinerseits empfindlichere Pflanzen aufnahm: Es war offensichtlich zu einer großen Orangerie für exotische Gewächse umgebaut worden, deren wunderbares Cafe? gerade öffnete, und so setzte ich mich unter die feingliederige alte Veranda und ließ den Blick staunend schweifen.Die ganze Szenerie wurde von dem massiven, sich rund herum aufwölbenden, felsenähnlichen Betonsockel schützend umschlossen. An zwei Stellen führten gewaltige Freitreppen auf denSockel hinauf. Ihre übergroßen Stufen waren, ganz im Gegensatz zur Wildheit des Dschungels,in dem ich gerade meinen ersten Kaffee genoss, akkurat und kunstvoll wie ein Renaissancegarten bepflanzt. Rund herum öffnete sich der kraftvolle Sockel mit Arkaden zum Garten. Frisch gestärkt schlenderte ich nun unter Ihnen entlang und schaute durch große Glasfronten ins plastischausgeformte, einer lichten Grotte ähnelnde Innere. Hier gab es Läden und weitere Cafe?s, Hotellobbies empfingen ihre Gäste, ein türkischer Hammam lud zur Entspannung ein, ein wunderschönes Schwimmbad bot den weiten Ausblick hinaus aufs karge Meer und gleichzeitig den Einblick ins geschützte Mikroklima des Gartens, und vieles mehr.über eine kleineresteinerne Freitreppe erklomm ich nun den Sockelkranz, und genoß von oben den freien Blick über die Bucht zurück zum kleinen Seebad, in dem ich am Morgen dem Zug entstiegen war.über Treppen und Rampen mäanderte der Weg auf der Sockelkrone um die sich von hier elegant erhebenden acht oder mehr Kristalltürme, die wie riesenhafte Wächter den Garten umstanden. Sie wurden in voller Höhe von einer wintergartenähnlichen Glasschicht umschlossen, hinter deren schlanken Profilen ich bis weit hinauf Menschen sitzen sah, die wind- und wettergeschützt den grandiosen Ausblick genossen. An diesem sonnigen Tag hatten manche sogar die Fenster aufgeschwenkt, um die salzigeMeeresluft zu atmen, manche hatte die Markisen und Vorhänge zugezogen, um ein Schläfchen im Wintergarten zu halten, und wieder andere hatten sich hinter die irgendwie permuttartig schillernde hintere Fassade ins geschützte Innere des Turmes zurückgezogen.Verzaubert von diesem Anblick und von der Möglichkeit, selbst daran teil haben zu können, nahm ich noch am selben Abend ein Zimmer in einem der Hoteltürme,und heute trage ich mich ernsthaft mit dem Gedanken, eine der begehrten Wohnungen in diesem Garten Eden zu ergattern, um nie mehr dieses Wunder von Birnbeck Island verlassen zu müssen.

codebirnbeck island
projekturbane entwicklung
typeinternationaler wettbewerb
grösse70’000 m2
budget-
bauherrurban splash
zusammenarbeiteberhard tröger
ortweston super-mare, UK
jahr2007
situation
birnbeck island
nachtansicht
inspiration
sockelgeschoss
terrassengeschoss
normales turmgschoss
arkaden auf sockelebene
aussichten
panoramaweg
panoramaterrassen
panoramaterrasse auf dem sockel
modellstudien